Liebe Jubelgemeinde der Reformation,

ich bin ganz und gar vorbereitet für unser Fest
und habe Festgaben mitgebracht,
meine inneren sowieso:
die große Freude von Herzen, dass ich, dass wir dabei sein dürfen
und dass meine, Deine Biographie auf diese Feierzahl trifft: 31. Oktober 2017!
Das hat was!
Und sichtbare Festgaben trage ich mit mir:
Da ist zum einen mein Medikament: das Lutherol, das
Breitband-Theologicum,
von dem ich inzwischen abhängig bin, heilsam abhängig.
Heilsam abhängig von der frohen Botschaft,
die wieder erklungen war zur Zeit der Reformation,
dem Festgesang der Himmlischen Herrscharen gleich,
die Seelen und Herzen der Menschen ihrer Zeit erreichend
mit der Verkündigung der Ewig-Wahrheit:
Der Gerechte wird aus Glauben leben!
Du wirst leben aus dem Glauben, den Gott in Dich gelegt hat –
Ein Mensch der schönsten Freiheit und der Würde wirst Du sein.
In die Liebe kommen, in Dein Leben!
Das muss begossen werden, so wie wir mit dem Taufwasser versehen werden
um ins ewige Band der Gottesliebe ein für allemal eingefügt zu werden,
brauchen wir die Erinnerung an die Freude,
an die Freude über das wahre, das reine Sein.
Und Luther mahnte die Menschen, sich an die eigene
Tauft zu erinnern, sich wiederzufinden im Zeichen des schönen Geheimnisses,
ganz zu Gott zu gehören:
Dir gehöre ich zu und keine Macht der Welt kann je
einen Anspruch darauf haben.
Ja, das muss begossen werden, dies Unverbrüchliche,
und dass ich immer einen Rahmen um mein alltägliches Leben habe.
Einen Gott, der all meinen Grenzen Frieden gibt und
Sinn – trotz allem.
Und ich sage Prost mit dem Lutherbier: ein helles, natürlich bio.
Ich habe es im Evanglischen Krankenhaus bei einem Besuch einer lieben
befreundeten Patientin entdeckt.
„Ein Kännlein Bier gegen den Teufel, ihn damit zu verachten!“, sagt Luther.
Und wenn die Welt voll Teufel wär
und voll Bosheit und Gemeinheit und Gefahr und voll Angst,
ich habe die frohe Botschaft vernommen.
Nun gehöre ich der Liebe und der Wahrheit ganz.
Zu Gott hin bin und bleibe ich geschaffen
und frei, himmelherrlich frei
unter dem neuen Gesetz, das allein die Gnade vollzieht: Sola Gratia!
So wird die Straße meines Lebens eine andere.
Sicheren Schrittes kann ich meiner Wege gehen,
warum sollte ich zögern oder zagen?
Dafür auch habe ich die Luthersocken.
„Luthersocke, ein Stück Selbstbewusstsein“:
Hier stehe ich, ich kann nicht anders!
Auch eine Ermutigungssocke, sich niemals klein kriegen zu lassen
durch die Kleinheit und Gemeinheit aus der Kleinheit eines anderen.
So wie Luther in der Luthersocke stehen
und im Bekenntnis des Glaubens sein und bleiben:
unirritiert und nicht irritierbar –
Einen Standpunkt haben in der Welt,
weil der Glaube mich und alles, was mich ausmacht, trägt!
Und heute ist der Tag, sich all dieses zu vergewissern
in dieser wunderschönen Zeitfeier.
Und auch noch in der Lutherischen Stadtkirche. Was
für eine Freude!
Dass sie den Namen dieses Menschen trägt, der die Kirche nicht wollte,
sondern den nur eines trieb, die Sehnsucht nach Gott
in einer vom Irrtum geschüttelten Zeit:
Die Playmobilfigur habe ich noch mitgebracht zum Fest: den Mini-Luther,
der zur meist verkauften Playmobilfigur
in der Geschichte von Playmobil geworden ist.
Es wundert mich nicht.
Sie zeigt den Reformator mit Feder und Bibel.
Alles ist in dieser Bild-Figur zusammen dargestellt:
Faszinierend finde ich, dass man die Bibel umstecken kann:
Einmal zu Luther hin,
einmal von Luther weg.
Und so beschreiben wir den Weg des Reformators.
Nach dem Reichstag zu Worms wird Luther nach seinemBekenntnis,
das ihn in tödliche Gefahr bringt, durch Friedrich den Waisen
als Junker Jörg auf die Wartburg gebracht.
Der „wunderliche Gefangene“ übersetzt die Bibel.
Übersetzte Bibeln gab es genug. Die aber waren vorg
esehen für die Geistlichkeit.
Doch für den Mönch aus Wittenberg war die Fragestellung eine ganz neue:
Was heißt das für mich?
Wer ist Gott für mich?
Und wie komme ich an ihn heran?
Mit meinem fraglichen, brüchigen Leben, mit all meinen Fragen über mich und dieWelt.
Wir bekomme ich einen gnädigen Gott?
Das steht in der Bibel, liest er mit neuen Augen. Er liest die Bibel und liest sich …
Und will Gott erfahren, eine Erfahrung mit seinen Erfahrungen machen!
Und jeder Mensch soll sich neu erfahren, in dem von
Gott Gefundensein …
Denn hinter allem, das ist für ihn seit dem Gewitter in Stotternheim ausgemacht,
hinter allem steht Gott,
auch wenn er sich verbirgt und ich ihn nicht verstehe, dann bleibt er doch Gott
als ein Deus absconditus, der sich mir verborgen hat,
der aber immer da ist und sich mir – wann immer – offenbaren kann und wird.

Oder wie Luther seinem Bemühen über die Bibel sagt:
„Es ist nichts Helleres denn die Sonne, das ist die
Schrift. – Sola Scriptura –
Ist aber eine Wolke davor getreten,
so ist doch nichts anderes dahinter denn dieselbe helle Sonne.
Ist ein dunkler Spruch in der Schrift,
so zweifelt nur nicht,
es ist gewisslich dieselbe Wahrheit dahinter,
die am andern Ort klar ist,
und wer das Dunkle nicht verstehen kann,
der bleibt bei dem Lichten.“
Dieser freie Umgang mit der Heiligen Schrift,
kommt aus einem gewonnenen Urvertrauen,
aus dem in Gott hinein geboren sein …
das Martin Luther in seinem von Krisen geschüttelten Leben, gefunden hat.
Für dieses Urvertrauen steht mir diese kleine Figur
des Reformators,
der uns das Wort entgegenhält.
Lies Du Dich neu in Gottes Wort!
Ich glaube an dieses Zeitfest, das wir begehen.
Und es gilt für Dich und Deine Lebenszeit,
Für mich ist diese 500 Jahr Feier das Fest des Urvertrauens unseres Glaubens.
Dieses Urvertrauen hatte Luther gefunden in Gottes Wort.
Jeder einzelne Mensch ist seit Luther und den Reformatoren gemeint:
In den Zustand einer herrlichen Eigenverantwortlichkeit bist Du befreit.
Zu Deiner persönlichen Freiheit hat Christus dich befreit.
Solus Christus – und kein anderer.
Dein Beruf nicht, Dein Aussehen nicht, Dein Erfolg nicht,
auch nicht Deine Gerissenheit.
Zur herrlichen Freiheit eines Kindes Gottes bist Du, sind wir befreit.
inmitten von Machtergreifungen jedweder Art.
Im Jahr 2017 rufe ich voll Wonne – und das müssen wir in der Zukunft sein –
die Reformation aller Gläubigen aus.
Den Papst hat sie ja schon erfasst
und jeden, jede, der in dieses Urvertrauen hinein gehalten wird…
In seine Zeit hinein hat Luther,
dem die Psalmen das erste wichtige theologische Betätigungsfeld gewesen war,
dieses Vertrauen in den Urgrund bekannt und übersetzte den Psalm in sein Leben,
der ganze Gottesdienst ist diesem einen Gedanken gewidmet:
Gott ist unsre Zuversicht und Stärke,
eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.
Ist unsere Zuversicht und Stärke
in einem gesellschaftlichen Missbrauch von allem und jedem,
in einer unübersichtlich gewordenen Welt.
Und wir wissen, nicht erst seit Hölderlin

Wo aber Gefahr wächst, wächst das Rettende auch.
Darum fürchten wir uns nicht,
wenngleich die Welt unterginge
und die Berge mitten ins Meer sänken,
wenngleich das Meer wütete und wallte
und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.
Wenn sie uns Lügenmärchen auftischen
und die Wahrheit in die Flucht schlagen,
wenn sie mit Worten aufrüsten
und neue Ängste in die Seelen peischen.
Dann aber hast Du noch immer und je einen Gott,
der Dir hilft und der Dich heraus holt
aus den Gefangenschaften Deiner Zeit und Deiner selbst…
Dennoch soll die Stadt Gottes
fein lustig bleiben
mit ihren Brünnlein,
da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.
Gott ist bei ihr drinnen,
darum wird sie festbleiben;
Gott hilft ihr früh am Morgen.
Ja, das sollst Du, liebes Wien, fein lustig bleiben.

Hallo Wien!!!
Kinder feiert Ihr ruhig Halloween,
und alle …
Wir aber schließen das alles ein und uns der Reform
ation aller Gläubigen an
und schenken uns und einander –
jeder als ein Reformator eine Reformatorin –
das Urvertrauen der Gottesliebe zurück.
Die Heiden müssen verzagen und die Königreiche fallen,
das Erdreich muss vergehen,
wenn er sich hören lässt.
Wer sind wir denn, dass?
Ja, wer sind wir denn ohne Transzendenz, wenn nur alles auf mich hinausläuft.
Auf jedes Ich, aufgeplustert oder vergessen.
Na Servus. Gnade Gott!
Der Herr Zebaoth ist mit uns,
der Gott Jakobs ist unser Schutz.
Mein lieber Lieber, meine liebe Liebe, sagt Gott
Willst Du nicht ja sagen?
Willst Du nicht ja sagen zu dieser Liebe?
Sage Ja zu diesem Vertrauen aus Gottes Liebesgrund
und dass Du immer, und ewig geborgen bist im Herzen
der Welt,
der Deine Burg ist und Dein Leben. Immer.

 

+ Amen.