Die Orgel der Lutherischen Stadtkirche geht zurück auf ein Instrument mit 20 Registern, das Friedrich Deutschmann 1808 fertiggestellt hatte. Lediglich das Gehäuse und einige Pfeifen sind erhalten geblieben. Erste Veränderungen mit kleiner Erweiterung fanden 1821 statt.

In seinem Klangbild stand dieses Instrument an der Epochenwende von barocken Traditionen zur Romantik. Die originale Disposition lässt erkennen, wie über die süddeutsch-österreichische Tradition hinaus spezifisch evangelisch-liturgische Bedürfnisse in das Klangkonzept eingeflossen sind. Das Instrument genoss hohe Wertschätzung und wurde von Berühmtheiten wie Abbé Vogler, Künstlern aus dem Freundeskreis Franz Schuberts, Anton Bruckner und Johannes Brahms gerne gespielt.

Im Jahr 2017 wurde die Orgel rundumerneuert.

Die Rekonzeption knüpft an die Geschichte des Instruments an, übernimmt noch vorhandene Teile des ursprünglichen Instruments von 1808 und ist gleichermaßen spätbarocken wie frühromantischen Klangidealen verpflichtet, somit ideal für die Interpretation etwa der Werke von Bach, Mendelssohn Bartholdy und Brahms.

Für vielfältige konzertante Aufgaben und musikalisch hochwertige Gottesdienstbegleitung ist eine dementsprechend breite Klangpalette vorgesehen, dies unter spezieller Einbeziehung der frühromantischen Bestrebungen zur Dynamisierung der Orgel: Der charakteristische Klang der Wiener Physharmonika wird erstmalig im Kontext eines größeren Instruments wieder auferstehen. Damit wird dieses Instrument ganz neue künstlerische Möglichkeiten eröffnen.

Das unter der Beratung eines international besetzten Expertengremiums entwickelte Angebot des Orgelbauunternehmens Markus Lenter – eines ausgewiesenen Spezialisten für die klanglichen Vorgaben – ermöglichte die Realisierung dieses wegweisenden Konzepts.

Vorgesehen waren 38 Register auf 3 Manualen und Pedal mit insgesamt ca. 2160 Pfeifen. Bis ins kleinste Detail wurde die Orgel individuell für diesen Raum geplant und jede Pfeife, jedes Teil in Handarbeit gefertigt.

Erforderlich waren unter anderem:

  • jahrzehntelang abgelagerte Hölzer
  • viele hundert Kilogramm Zinn und Blei
  • nach altüberlieferten Verfahren gegerbte Leder
  • hochspezialisiertes Fachwissen
  • handwerkliches Feingespür und künstlerische Sensibilität
  • sowie … über 12.000 Arbeitsstunden

Die Gesamtkosten des Projekts beliefen sich auf ca. € 700.000 Euro.

Friedrich Lachmund 1783-1794
Lebrecht Lorbeer 1794-1802
Johann Gottlieb Wosch 1802-1823
Franz Lachner 1824-1834
Vinzenz Lachner 1834-1836
Theodor Dirczka 1837-1882
Franz Urban 1882-1916
Richard Urban 1916-1919
Wolfgang Hiebisch 1919-1921
Franz Kemmler 1921-1945
Adolf Wurm 1945-1978
Martin Rieker 1978-1988
Jürgen Rieger 1988-1992
Arno Hartmann 1989-2003
Andreas Fauß 2003-2004
Zuzana Ferjencikova 2004-2006
Erzsébet Windhager-Geréd ab 2006

Pedal C – f

Subbaß 16’
Oktavbaß 8’
Gedecktbaß 8’
Nachthorn 2’
Rauschpfeife 3f.
Oktave 4’
Posaune 16’
Trompete 8’
Clarine 4’
Koppeln: I/P II/P

Hauptwerk (I) C-g

Bordun 16’
Prinzipal 8’
Gedecktflöte 8’
Violflöte 8’
Oktave 4’
Gemshorn 4’
Quinte 2
2
/3’
Oktave 2’
Mixtur 4fach
Trompete 8’

Koppel II/I

Schwellwerk (II) C-g

Hohlflöte 8’
Gedeckt 8’
Weidenpfeife 8’
Prästant 4’
Rohrflöte 4’
Waldflöte 2’
Sifflöte 1’
Terzian 2fach
Scharf 4fach
Oboe 8’
Schalmey 4’
Tremulant

Spielhilfen

2 freie Kombinationen
Kollektivzüge: Tutti, Prinz.Pleno,
Kl.Pleno, Zungen ab,
Zungeneinzelabsteller
, HR zuschaltbar zu
Komb.1,2,, Prinz.Pleno,
Kl.Pleno
Fußpistons für Koppeln und Tutti
Schwelltritt